Heterochromie: Unterschiedliche Augenfarben erklärt (Iris-Heterochromie) 

Autor: Dr. Victor Derhartunian 3 März 2025

Ein blaues und ein braunes Auge – klingt wie aus einem Fantasy-Roman, kommt aber auch im echten Leben vor! Die Iris-Heterochromie sorgt für faszinierende unterschiedliche Augenfarben, doch was steckt dahinter? Ist das einfach nur ein genetischer Zufall oder kann es auch auf eine Erkrankung hinweisen? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Formen der Heterochromie es gibt, welche Ursachen sie hat und wann eine augenärztliche Untersuchung sinnvoll ist – denn manchmal erzählen unsere Augen mehr, als wir denken!

Was ist eine Heterochromie? 

Die Iris-Heterochromie bezeichnet eine unterschiedliche Augenfarbe zwischen oder innerhalb der beiden Augen. Dieses Phänomen entsteht durch eine ungleichmäßige Pigmentierung der Regenbogenhaut (Iris) und kann sowohl genetisch bedingt als auch durch eine Erkrankung erworben sein. Je nachdem, wie viel Melanin in der Regenbogenhaut vorhanden ist, erscheinen die Augen blau, braun oder in verschiedenen Farbkombinationen. Während viele Fälle harmlos sind, kann eine Untersuchung beim Augenarzt sinnvoll sein, wenn eine zugrunde liegende Augenerkrankung wie das Fuchs-Uveitis-Syndrom oder eine entzündliche Iritis vorliegt.

Welche Formen der Iris-Heterochromie gibt es? 

Formal unterscheidet man zwischen drei „Arten“ bzw. Formen der Heterochromie.

Komplette Heterochromie 

Bei der kompletten Iris-Heterochromie hat eine Person zwei unterschiedliche Augenfarben, das heißt, jedes Auge besitzt eine völlig andere Pigmentierung. Beispielsweise kann ein Auge blau und das andere braun sein. Diese Form der Heterochromie ist selten und meist genetisch festgelegt.

Partielle Heterochromie 

Bei der partiellen Iris-Heterochromie, auch sektorale Heterochromie genannt, besitzt ein Auge zwei unterschiedliche Farben. Das bedeutet, dass ein Abschnitt der Iris eine andere Pigmentierung aufweist als der Rest. Beispielsweise kann ein überwiegend braunes Auge einen blauen oder grünen Sektor haben. Diese Farbdifferenz der Augen entsteht durch eine ungleichmäßige Verteilung von Melanin in der Regenbogenhaut.

Die Ursachen sind oft genetisch, doch auch entzündliche Erkrankungen wie Uveitis anterior, Verletzungen oder virale Infektionen können eine partielle Heterochromie hervorrufen.

Zentrale Heterochromie 

Bei der zentralen Iris-Heterochromie zeigt sich eine unterschiedliche Färbung innerhalb eines Auges, wobei die Farbe um die Pupille eine andere ist als am äußeren Rand der Iris. Das führt zu einem auffälligen, oft ringförmigen Farbverlauf, der das Auge besonders einzigartig wirken lässt.

Diese Form der Heterochromie beim Menschen ist meist genetisch festgelegt und durch eine ungleichmäßige Verteilung von Melanin in der Regenbogenhaut bedingt. Je mehr Melanin vorhanden ist, desto dunkler erscheint die Iris, was wiederum vor UV-Strahlen schützt.

Ursachen für verschiedene Augenfarben:

Heterochromie beim Menschen ist ein seltenes Phänomen. Schätzungen zufolge haben nur etwa 0,6 bis 1 % der Weltbevölkerung zwei unterschiedliche Augenfarben. Die genaue Häufigkeit variiert je nach Region und genetischer Veranlagung. Die Hauptursachen sind:  

Genetische Faktoren 

In den meisten Fällen ist die Iris-Heterochromie genetisch festgelegt und entsteht durch eine angeborene Veränderung der Pigmentierung in der Regenbogenhaut

Manchmal tritt die Heterochromie beim Menschen als isoliertes Merkmal auf, kann aber auch mit bestimmten genetischen Syndromen in Verbindung stehen, darunter:

  • Waardenburg-Syndrom – kann neben zwei unterschiedlichen Augenfarben auch Gehörlosigkeit verursachen.
  • Heterochromie-Zyklitis – eine seltene Form der chronischen Entzündung der Iris, die Farbveränderungen verursacht.
  • Neurofibromatose – eine genetische Erkrankung, die in seltenen Fällen zu Heterochromie führen kann.

Da genetische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen, kann eine Heterochromie in manchen Familien über mehrere Generationen hinweg vererbt werden.

Erkrankungen wie z.B. Fuchs-Uveitis-Syndrom 

Krankheiten, die zu Heterochromie führen können:

  • Fuchs-Uveitis-Syndrom (FUS) – Eine chronische Entzündung der Iris, die zu einer Aufhellung der betroffenen Regenbogenhaut führen kann. Häufig ist nur ein Auge betroffen, begleitet von verschwommenem Sehen und einem erhöhten Risiko für Grünen Star.
  • Horner-Syndrom – Eine Nervenschädigung kann zu einer veränderten Pigmentierung der Iris führen, oft in Kombination mit einer verkleinerten Pupille auf der betroffenen Seite.
  • Uveitis anterior – Eine entzündliche Erkrankung des Auges, die zu unterschiedlichen Augenfarben führen kann. Besonders wenn die Entzündung der Iris länger anhält, kann sich die Pigmentierung verändern.
  • Neurofibromatose Typ 1 – Diese genetische Erkrankung kann unter anderem Heterochromie und andere Veränderungen in der Regenbogenhaut verursachen.
  • Waardenburg-Syndrom – Eine seltene genetische Mutation, die neben Heterochromie auch Gehörlosigkeit und Veränderungen in Haut- und Haarpigmentierung auslösen kann.
  • Multiple Sklerose – In seltenen Fällen kann diese Erkrankung der Nervenbahnen ebenfalls Auswirkungen auf die Pigmentierung der Iris haben.

Verletzungen oder Medikamente 

Besonders Augenverletzungen oder bestimmte Medikamente können die Pigmentierung der Regenbogenhautverändern und zu zwei unterschiedlichen Augenfarben führen.

Verletzungsbedingte Heterochromie

  • Trauma des Auges – Eine starke Prellung oder Schnittverletzung kann die Melaninproduktion in der Irisbeeinflussen, wodurch das Auge heller oder dunkler erscheint.
  • Augenoperationen – Nach einem Eingriff, z. B. zur Behandlung von Grünen Star, kann es in seltenen Fällen zu Pigmentveränderungen kommen.
  • Blutungen in der vorderen Augenkammer – Können zu einer dauerhaften Verdunklung der Iris führen.

Medikamente, die die Augenfarbe verändern können

  • Glaukom-Medikamente (Prostaglandin-Analoga) – Augentropfen wie Latanoprost oder Bimatoprost zur Behandlung von Grünem Star können dazu führen, dass die Iris dunkler wird – oft nur auf einem Auge.
  • Kortikosteroide – Langfristige Anwendung kann in seltenen Fällen eine Pigmentveränderung der Regenbogenhaut bewirken.

Ist Heterochromia eine Erkrankung? 

Grundsätzlich ist Heterochromia keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Phänomen der Augenfarbe, das meist genetisch festgelegt ist. Menschen mit zwei unterschiedlichen Augenfarben haben in den meisten Fällen keine gesundheitlichen Einschränkungen, und ihre Sehfähigkeit ist nicht beeinträchtigt.

Allerdings kann eine plötzlich auftretende Heterochromie ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Augenerkrankungsein. Ursachen wie das Fuchs-Uveitis-Syndrom, Uveitis anterior oder das Horner-Syndrom können zu einer Veränderung der Pigmentierung der Iris führen. Auch Verletzungen oder Medikamente können eine Heterochromie beim Menschen auslösen.

Wann sollte eine Untersuchung beim Augenarzt erfolgen? Auswirkungen auf das Sehvermögen 

  • Wenn die Augenfarbe sich plötzlich verändert.
  • Wenn zusätzlich Beschwerden wie verschwommenes Sehen, Schmerzen oder Lichtempfindlichkeit auftreten.
  • Wenn die Heterochromie mit anderen Symptomen wie Gehörlosigkeit (z. B. beim Waardenburg-Syndrom)verbunden ist.
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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Augenlaser-Chirurgen. Er leitet die Praxis in Wien und kann seine Patienten in fünf Sprachen beraten.

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