Katarakt (Grauer Star): Wann spätestens operieren?

Autor: Dr. Victor Derhartunian 9 April 2025

 Der graue Star (Katarakt) gehört zu den häufigsten altersbedingten Augenerkrankungen – und lässt sich heute durch eine kurze, hochpräzise Operation in den meisten Fällen vollständig beheben. Doch viele Menschen zögern: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Und wann sollte man spätestens operieren lassen?

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Symptome des grauen Stars auf eine dringliche Operation hindeuten, welche Risiken ein zu langes Warten mit sich bringt, und welche modernen Linsen- und Operationsmethoden heute zur Verfügung stehen. Für alle, die ihre Sehkraft zurückgewinnen wollen – sicher, nachhaltig und zum richtigen Zeitpunkt.

Grauer Star – wann ist eine Operation wirklich nötig? 

Der graue Star (Katarakt) ist eine altersbedingte Trübung der Augenlinse, die bei vielen Menschen im Laufe des Lebens auftritt – meist ab dem 60. Lebensjahr. Die Eintrübung der Linse führt dazu, dass Lichtstrahlen nicht mehr klar auf der Netzhaut fokussiert werden können. Das Ergebnis: Die Sehkraft verschlechtert sich schleichend, Farben erscheinen matter, Kontraste schwächer, und Blendungen – etwa beim Autofahren – nehmen zu.

Eine Operation ist immer dann nötig, wenn die Trübung des grauen Stars das tägliche Leben beeinträchtigt. Es gibt kein festes Zeitfenster, das für alle gilt – der richtige Zeitpunkt zum Operieren ist individuell verschieden und hängt vom Grad der Sehverschlechterung, dem persönlichen Empfinden und den Lebensumständen ab.

In den meisten Fällen entscheidet der Patient gemeinsam mit dem Augenarzt, ob und wann der Eingriff sinnvoll ist. Ziel der Operation ist es, die getrübte Linse zu entfernen und durch eine künstliche Linse zu ersetzen – um so die Sehkraft nachhaltig zu verbessern und ein Leben ohne oder mit weniger Brille zu ermöglichen.

Gibt es keine anderer Möglichkeit die Symptome von Grauem Star zu heilen? 

Leider nein – die einzige effektive Behandlung des grauen Stars ist die operative Entfernung der getrübten Linse. Medikamente, Tropfen oder alternative Heilmethoden können den Verlauf nicht stoppen oder rückgängig machen. Zwar lassen sich die Symptome zu Beginn oft noch mit angepassten Brillen oder Kontaktlinsen mildern, doch das funktioniert nur eine Zeit lang.

Mit Fortschreiten der Linsentrübung verschlechtert sich die Sehschärfe zunehmend – das Lesen, Erkennen von Gesichtern oder das Autofahren bei Nacht wird schwieriger. In diesem Stadium helfen Sehhilfen nicht mehr ausreichend, weil das Licht im Auge durch die trübe Linse nicht mehr klar zur Netzhaut gelangt.

Symptome des Katarakt, die eine Operation nahelegen 

Viele Menschen bemerken die Anzeichen des grauen Stars (Katarakt) zunächst kaum. Die Eintrübung der Augenlinseschreitet oft langsam voran – und wird daher lange kompensiert. Doch ab einem gewissen Punkt beeinträchtigt sie das Sehen im Alltag deutlich. Spätestens dann sollte eine Operation ernsthaft in Betracht gezogen werden – wenn genau das ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Auf diese Symptome sollten Sie achten:

  • Verschwommenes Sehen, trotz Brille oder Kontaktlinsen
  • Blendeempfindlichkeit, besonders bei Gegenlicht oder nachts beim Autofahren
  • Schwierigkeiten beim Lesen, trotz angepasster Lesebrille
  • Verwaschene Farben, schwacher Kontrast und zunehmender Grauschleier
  • Häufiger Brillenwechsel, ohne spürbare Verbesserung der Sehqualität
  • Doppeltsehen auf einem Auge (Monokulare Diplopie)
  • Gefühl, dass das Sehvermögen „immer wieder nachlässt“

Spätestens dann sollten Sie den Grauen Star operieren lassen

Ein Eingriff sollte spätestens erfolgen, wenn:

  • Sicherheit im Straßenverkehr nicht mehr gewährleistet ist – z. B. durch Blendung oder schlechtes Dämmerungssehen
  • Stolperfallen oder Stürze durch schlechtere räumliche Wahrnehmung zunehmen
  • Die Lesefähigkeit selbst mit Lesebrille stark eingeschränkt ist
  • Der Alltag mühsam wird, weil die Brille nicht mehr ausreicht
  • Der Augenarzt bei der Untersuchung feststellt, dass die Linsentrübung weit fortgeschritten ist

Zwar handelt es sich beim Grauen Star in den meisten Fällen nicht um einen Notfall – aber: Zu langes Warten kann den Eingriff erschweren.

Risiken, wenn man zu lange mit der Grauen Star OP wartet

Auch wenn der graue Star (Katarakt) langsam verläuft und in den meisten Fällen gut behandelbar ist, birgt ein zu langes Zuwarten mit der Operation gewisse Risiken – sowohl für das Sehvermögen als auch für den Verlauf des Eingriffs selbst.

Mögliche Folgen eines zu späten Eingriffs:

  • Starke Verhärtung der Linse
    Eine überreife Linse wird dichter und schwerer zu entfernen, was die Operation technisch anspruchsvollermacht.
  • Erhöhtes Risiko für Komplikationen
    Dazu gehören z. B. Risse in der Linsenkapsel, verzögerte Heilung oder ein leicht erhöhtes Risiko für Entzündungen.
  • Längere Erholungszeit
    Die Wundheilung kann langsamer verlaufen, und die Sehkraft stellt sich später wieder ein.
  • Sekundärprobleme durch schlechte Sicht
    Mehr Sturzunfälle, Orientierungsschwierigkeiten oder Einschränkungen beim Autofahren – besonders im Alter.
  • Erschwerte Netzhautdiagnostik
    Ist die Linse stark getrübt, kann der Augenarzt die Netzhaut nicht mehr genau untersuchen – was etwaige andere Augenerkrankungen verdecken kann.

Auch wenn es medizinisch kein „zu spät“ im klassischen Sinn gibt, sollte die Star-OP nicht unnötig hinausgezögert werden, wenn die Sehschärfe deutlich nachlässt. Eine frühzeitige Entscheidung sorgt nicht nur für einfachere Operationsbedingungen, sondern auch für bessere Ergebnisse und eine schnellere Rückkehr zur klaren Sicht.

Arten von Grauen Star Operationen im Überblick

Die Operation des Grauen Stars ist heute ein hochpräziser, minimalinvasiver Routineeingriff. Dabei wird die getrübte natürliche Linse entfernt und durch eine künstliche Linse (Intraokularlinse, kurz IOL) ersetzt. Entscheidend für das Ergebnis ist nicht nur die Technik des Eingriffs, sondern auch die Wahl der richtigen Kunstlinse– denn sie bestimmt, wie gut und in welchen Entfernungen Sie danach sehen können.

1. Standard-OP mit Monofokallinse

  • Die häufigste und bewährte Variante.
  • Ermöglicht klares Sehen in einer Entfernung – meist in der Ferne.
  • Für Naharbeit ist weiterhin eine Lesebrille nötig.
  • Kassenleistung in vielen Ländern.

2. Multifokallinse – für Sehen in mehreren Distanzen

  • Hat mehrere Brennpunkte für Nähe, Ferne und Zwischenbereiche.
  • Ziel: Brillenfreiheit im Alltag.
  • Kann zu Halos oder Blendungen bei Nacht führen – nicht für jeden geeignet.
  • Erfordert eine sehr genaue Vermessung des Auges und eine gute Sehnervfunktion.

3. EDOF-Linse (Extended Depth of Focus) – die moderne Mitte

  • Verlängert den Fokusbereich, ohne klare Sprünge zwischen den Entfernungen.
  • Besonders geeignet für gutes Sehen in Ferne und Zwischenbereich (z. B. Bildschirm).
  • Weniger Blendung oder Lichtkreise als bei klassischen Multifokallinsen.
  • Nahbereich meist mit einfacher Lesebrille ergänzt.

4. Femto-Sekundenlaser statt manuellem Schnitt

  • Bei der Femto-Katarakt-OP wird der Eröffnungsschnitt der Linse nicht manuell, sondern mit einem Laser durchgeführt.
  • Vorteile: höchste Präzision, weniger Energieeintrag ins Auge, potenziell schnellere Erholung.
  • Ideal bei hohem Anspruch, schwieriger Anatomie oder Wunsch nach Premiumlinsen.
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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Augenlaser-Chirurgen. Er leitet die Praxis in Wien und kann seine Patienten in fünf Sprachen beraten.

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