Die Makula in der Augenheilkunde: Erkrankungen und Behandlungsspektrum bei Makuladegeneration
Die Makula, oft als „gelber Fleck“ bezeichnet, ist ein winziger Bereich in der Mitte der Netzhaut, aber für unser Sehen von enormer Bedeutung. Sie ist der Ort des scharfsten Sehens – hier lesen wir, erkennen Gesichter und erfassen Details. Doch gerade dieser zentrale Punkt des Auges ist anfällig für Veränderungen, insbesondere im Alter. Makuladegeneration oder Makulaödeme können das Sehen erheblich beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zur Erblindung im zentralen Gesichtsfeld führen.
In diesem Blog erfahren Sie, was die Makula so besonders macht, welche Erkrankungen sie betreffen können und welche modernen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Außerdem zeigen wir, wie Sie Veränderungen frühzeitig erkennen und mit welchen Hilfen sich die Lebensqualität auch bei einer Makulaerkrankung erhalten lässt.
Was ist die Makula – und warum ist sie so wichtig fürs Sehen?
Die Makula, auch bekannt als der „gelbe Fleck“, ist ein kleiner, aber zentraler Teil der Netzhaut (Retina) – und spielt eine entscheidende Rolle für unser scharfes Sehen. Sie befindet sich exakt in der Mitte der Netzhaut, gegenüber der Pupille, im hinteren Teil des Auges. Ihre Hauptaufgabe: Sie ermöglicht das Fixieren von Details, also das Lesen, Erkennen von Gesichtern oder das scharfe Sehen auf einen Punkt in der Mitte des Sichtfelds.
In der Makula sitzt die höchste Dichte an lichtempfindlichen Sehzellen (Zapfen), die für Farbsehen und hohe Auflösung verantwortlich sind. Ohne eine funktionierende Makula ist die zentrale Sehschärfe stark eingeschränkt – auch wenn das periphere Sehen meist erhalten bleibt.
Aufbau und Lage der Makula im Auge
Die Makula liegt in der zentralen Netzhautmitte und misst nur wenige Millimeter im Durchmesser – ist aber funktional der bedeutendste Punkt für unser Sehvermögen. In ihrem Zentrum befindet sich die Fovea centralis, die Stelle des absolut schärfsten Sehens. Hier werden Bildsignale direkt an das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet.
Die Makula ist besonders anfällig für altersbedingte Veränderungen, da sich in diesem Bereich durch den ständigen Stoffwechselprozess Abbauprodukte ansammeln können – sogenannte Drusen. Diese können das empfindliche Gewebe schädigen und zu einer Makuladegeneration führen.
Erkrankungen der Makula: Wenn die Netzhautmitte betroffen ist
Erkrankungen der Makula betreffen gezielt den Punkt in der Mitte der Netzhaut, der für das scharfe Sehenverantwortlich ist. Die wohl bekannteste Erkrankung in diesem Bereich ist die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) – sie gilt in westlichen Ländern als häufigste Ursache für eine Erblindung im höheren Alter. Aber auch Makulaödeme, Gliose oder Makulaforamen können die Funktion der Netzhautmitte beeinträchtigen.
Was ist eine Makuladegeneration – und wen betrifft sie?
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung der Netzhaut, die in der Regel ab dem 50. Lebensjahr auftritt. Mit zunehmendem Alter häufen sich stoffwechselbedingte Ablagerungen (Drusen) in der Pigmentschicht der Netzhaut (RPE). Diese können die Versorgung der lichtempfindlichen Sinneszellen (Photorezeptoren) stören und langfristig schädigen.
Besonders betroffen sind:
- Menschen mit familiärer Vorbelastung
- Personen mit starker Sonneneinstrahlung ohne Schutz
- Raucher:innen und Personen mit erhöhtem Blutdruck oder Diabetes
Die Erkrankung beginnt meist unauffällig – regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt sind daher essenziell.
Trockene und feuchte Makuladegeneration im Vergleich
Es gibt zwei Hauptformen der AMD:
- Trockene Makuladegeneration: Sie tritt deutlich häufiger auf und schreitet in der Regel langsam fort. Hierbei lagern sich Drusen unter der Netzhaut ab, die das umliegende Gewebe allmählich schädigen. Eine Behandlung zur Rückbildung gibt es nicht, aber der Verlauf kann mit Nahrungsergänzung und Lebensstilfaktoren positiv beeinflusst werden.
- Feuchte Makuladegeneration: Diese Form entwickelt sich oft aus der trockenen und ist wesentlich aggressiver. Dabei wachsen undichte Blutgefäße unter die Makula und verursachen Schwellungen, Blutungen und eine rasche Sehverschlechterung. Die Standardbehandlung besteht in intravitrealen Injektionen mit Medikamenten, die das Gefäßwachstum hemmen.
Frühwarnzeichen und Symptome einer Makulaerkrankung
Eine beginnende Makuladegeneration oder andere Erkrankungen der Netzhautmitte machen sich häufig schleichend bemerkbar. Zu den ersten Warnzeichen zählen:
- Verzerrtes Sehen (gerade Linien erscheinen wellig oder gebogen)
- Unscharfe Buchstaben beim Lesen
- Schwächer werdende Kontraste und Farben
- Ein dunkler oder grauer Fleck in der Bildmitte
- Schwierigkeiten beim Erkennen von Gesichtern
Ein einfaches Hilfsmittel zur Eigenkontrolle ist das Amsler-Gitter: Ein Testmuster mit Gitternetz, bei dem Verzerrungen oder fehlende Linien Hinweise auf eine Makulaveränderung geben können.
Weitere Erkrankungen der Makula im Überblick
Neben der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) gibt es eine Reihe weiterer Makulaerkrankungen, die die Funktion der Netzhautmitte beeinträchtigen können – oft mit ähnlichen Symptomen wie verschwommenem Sehen, verzerrten Linien oder Leseschwierigkeiten. Drei wichtige Erkrankungen sollen hier im Überblick vorgestellt werden:
Makulaödem – Flüssigkeitseinlagerung in der Netzhautmitte
Ein Makulaödem entsteht, wenn sich durch entzündliche Prozesse oder Gefäßundichtigkeiten Flüssigkeit in der Makula ansammelt. Die Folge ist eine Schwellung der Netzhautmitte, die das Sehvermögen erheblich beeinträchtigt. Häufige Auslöser sind:
- Diabetes mellitus (diabetisches Makulaödem)
- Gefäßverschlüsse in der Retina
- Entzündungen (Uveitis)
- Operationen am Auge, etwa nach einer Katarakt-OP
Symptome:
- Verzerrtes oder verschwommenes Sehen
- Probleme beim Lesen
- Geringere Sehschärfe
Makulaforamen – Loch in der Makula
Ein Makulaforamen ist ein kleines Loch in der Fovea centralis, dem Zentrum der Makula. Es entsteht meist durch Zugkräfte zwischen Glaskörper und Netzhaut, insbesondere bei Menschen über 60 Jahren. Auch nach Operationen oder Verletzungen kann es auftreten.
Symptome:
- Plötzlicher Verlust der zentralen Sehschärfe
- Ein dunkler Fleck oder blinde Stelle im Zentrum
- Verzerrtes Sehen
Epiretinale Gliose – feine Membran auf der Netzhaut
Bei der epiretinalen Gliose (auch Macular Pucker) bildet sich eine zelluläre Membran auf der Oberfläche der Makula, die sich zusammenziehen und die Netzhaut verformen kann. Die Ursachen sind meist altersbedingt, können aber auch nach Entzündungen, Verletzungen oder Operationen auftreten.
Symptome:
- Verzerrtes Sehen („gerade Linien erscheinen gewellt“)
- Reduzierte Sehschärfe
- „Knittereffekt“ im zentralen Sehen
Wie lassen sich Makulaerkrankungen erkennen?
Erkrankungen der Makula entwickeln sich häufig schleichend – und bleiben lange unbemerkt. Gerade deshalb sind regelmäßige augenärztliche Untersuchungen wichtig, vor allem ab dem 50. Lebensjahr oder bei bekannter familiärer Vorbelastung. Früh erkannt, lassen sich viele Makulaerkrankungen verlangsamen oder gut behandeln – bevor bleibende Schäden an der Netzhautmitte entstehen.
Typische Untersuchungsmethoden: OCT, Amsler-Gitter & Co.
Zur Früherkennung und Verlaufsbeobachtung stehen in der modernen Augenheilkunde verschiedene Methoden zur Verfügung:
- OCT (Optische Kohärenztomographie): Das derzeit wichtigste bildgebende Verfahren. Es ermöglicht berührungslose, hochauflösende Querschnittsbilder der Netzhaut – ideal zum Erkennen von Drusen, Flüssigkeitseinlagerungen oder Membranen.
- Amsler-Gitter-Test: Ein einfaches Raster mit einem Fixierpunkt in der Mitte. Wer beim Betrachten verzerrte Linien, Wellen oder leere Flecken sieht, sollte zeitnah zum Augenarzt.
- Funduskopie (Spiegelung des Augenhintergrundes): Zur direkten Beurteilung der Makula – meist nach Pupillenerweiterung mit Augentropfen.
- Fluoreszenzangiographie: Besonders bei der feuchten Makuladegeneration eingesetzt, um undichte Gefäße sichtbar zu machen.
Wann ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend?
Gerade bei Makuladegeneration, Makulaödem oder Makulaforamen ist der Zeitpunkt der Diagnose entscheidend. Wird die Erkrankung im Frühstadium erkannt, sind die Chancen auf gute Behandlungserfolge wesentlich höher. Unbehandelt kann es zu irreversiblen Schäden an den lichtempfindlichen Sinneszellen kommen – mit dauerhafter Einschränkung des zentralen Sehvermögens.
Behandlungsmöglichkeiten bei Makulaerkrankungen
Die Behandlung von Makulaerkrankungen hängt stark von der Art, dem Stadium der Erkrankung und der individuellen Sehbeeinträchtigung ab.
Medikamentöse Therapie – Injektionen ins Auge
Die wichtigste Behandlung bei der feuchten Makuladegeneration und bei Makulaödemen sind sogenannte intravitreale Injektionen. Dabei werden Medikamente – meist sogenannte VEGF-Hemmer – direkt in den Glaskörperraum des Auges gespritzt.
Wirkung der Medikamente:
- Hemmung des unerwünschten Gefäßwachstums
- Reduktion von Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut
- Stabilisierung oder sogar Verbesserung der Sehleistung
Die Injektionen erfolgen in regelmäßigen Abständen und unter sterilen Bedingungen in der Augenklinik. Sie sind heute der Goldstandard bei vielen entzündlichen oder vaskulären Makulaerkrankungen.
Laserbehandlung und operative Verfahren
Je nach Befund können auch Laserverfahren oder chirurgische Eingriffe zum Einsatz kommen:
- Laserkoagulation: punktuelle Verödung undichter Gefäße (heute seltener, aber z. B. bei Gefäßveränderungen außerhalb der Makula noch im Einsatz)
- Vitrektomie: operative Entfernung des Glaskörpers, z. B. bei einem Makulaforamen oder bei epiretinaler Gliose
- Peeling der Membran: bei epiretinaler Gliose wird die feine Membran über der Makula vorsichtig entfernt, um die Netzhaut wieder zu glätten
Diese Verfahren werden ausschließlich in spezialisierten Augenkliniken durchgeführt und erfordern eine präzise augenärztliche Indikationsstellung.
Leben mit Makuladegeneration – was hilft im Alltag?
Bei fortgeschrittener Makuladegeneration, insbesondere der trockenen Form, ist die Heilung zwar nicht möglich – aber es gibt zahlreiche Hilfsmittel und Strategien, um den Alltag zu erleichtern:
- Vergrößernde Sehhilfen wie Lupen, Bildschirmlesegeräte oder elektronische Lesegeräte
- Vergrößerte Schriftgrößen am PC, Smartphone oder E-Reader
- Sehtraining und Low-Vision-Beratung durch spezialisierte Optiker oder Kliniken
- Lichtoptimierung im Wohnbereich, z. B. durch blendfreie Leuchten und Tageslichtlampen
- Psychologische Unterstützung, falls Unsicherheiten oder Ängste den Alltag belasten
Wichtig: Auch bei bereits bestehender Sehverschlechterung lohnt sich die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt – denn der Verlauf kann oft gestoppt oder verlangsamt werden.