Wie kann man die Vererbung der Augenfarbe berechnen?

Autor: Dr. Victor Derhartunian 24 August 2023

Die Augenfarbe unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Ob helle Augenfarbe wie Blau oder Grün, dunkle Augenfarbe wie Braun, oder eine Mischung verschiedener Farben – es gibt zahlreiche Nuancen. Wie die verschiedenen Augenfarben zustande kommen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist die Augenfarbe?

Wenn Menschen von der Augenfarbe sprechen, beziehen sie sich auf die Farbe der Iris – aufgrund der Färbung auch Regenbogenhaut genannt. Die Iris kann verschiedenste Farben annehmen. Braune Augenfarbe gibt es am häufigsten, während grün am seltensten vorkommen. Nur etwa zwei Prozent der Menschen haben eine grüne Iris. Ausschlaggebend für die Farbe sind so genannte Melanozyten, welche den farbgebenden Stoff Melanin produzieren.

Melanin als ein Farbstoff

Melanin ist ein Farbstoff, der für die Farberscheinung von Haaren, Haut und Augen sorgt. Die Augenfarbe wird durch den Anteil an Melanin bestimmt. Viel Melanin sorgt für dunklere Farben – also für braune Augen. Ein geringerer Melaninanteil lässt sich etwa bei grauen oder grünen Augen finden. Auch blaue Augen enthalten wenig Melanin. Wie die blaue Farberscheinung letztlich zustande kommt, ist nicht abschließend erforscht. Man geht davon aus, dass dabei zwei weitere Elemente eine Rolle spielen:

  1. Pigmentepithel – wird das Pigmentepithel durch die Stroma iridis sichtbar, so wirkt die Iris blau.
  2. Kollagengehalt – wie gut das Pigmentepithel durchleuchten kann, hängt vom Kollagengehalt in der Stroma iridis ab. Der Kollagengehalt bestimmt, wie viel Licht reflektiert wird.

Wodurch wird der Melanin Anteil beeinflusst?

Wie hoch der Melaninanteil beim Menschen ist, soll unter anderem an Umweltfaktoren liegen. Ein weiterer maßgeblicher Punkt ist die Vererbung der Konzentration von Melanin. 

Melaninanteil durch UV-Strahlung

Menschen in südlicheren Gegenden mit hoher UV-Strahlung haben häufiger braune Augen. Melanin hat eine schützende Wirkung gegenüber UV-Strahlen. Man vermutet, dass der Anteil an Melanin bei Menschen im Süden aufgrund der Umweltanpassung entsprechend höher ist.

In nördlichen Ländern mit wenig Sonneneinstrahlung gibt es hingegen vergleichsweise viele blauäugige Menschen. Eine genetische Mutation sorgt für einen Verlust der Melanineinlagerung. Das stellt für Menschen aus dem Norden insofern einen Vorteil dar, als dass eine bessere Aufnahme von den ohnehin geringen Sonnenstrahlen möglich ist. Eine hohe Aufnahme der UV-Strahlung führt wiederum zu einer besseren Vitamin D-Produktion.

Genetische Einflussfaktoren auf die unterschiedliche Augenfarben

 

Will man die Vererbung der Augenfarbe verstehen, sind vorab zwei Begriffe wichtig:

  • Genotyp – der genetische Code, der äußerlich nicht sichtbar ist
  • Phänotyp – das äußere sichtbare Erscheinungsbild

Um die Augenfarbe des Babys zu bestimmen, spielt die Pigmentierung eine entscheidende Rolle, die genetisch festgelegt ist. Der Genotyp bestimmt, wie viel Pigment in der Iris produziert wird, was letztendlich die Augenfarbe beeinflusst.

Setzen sich braune Augen immer durch?

Der Genotyp wird unter anderem durch die Elternteile bestimmt. Jedoch ist es eine überholte Vermutung, dass nur ein einziges Gen für die endgültige Augenfarbe verantwortlich ist. Lange Zeit ging man gemäß dem Davenport-Modell davon aus, dass das Gen für braune Augen dominant ist und sich gegenüber der rezessiven Augenfarbe, wie zum Beispiel der blauen Augenfarbe, immer durchsetzt. Dadurch würde es bei dieser Kombination immer zu dem Phänotyp „braune Augen“ kommen.

Inzwischen hat man jedoch herausgefunden, dass diese Annahme nicht vollständig zutrifft. Die Augenfarbe ist genetisch bestimmt, und es hängt von verschiedenen Faktoren ab, welche Augenfarbe ein Kind bekommt. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Kind mit braunen Augen geboren wird, obwohl beide Elternteile eine andere Augenfarbe haben.

Wie funktioniert die Vererbung der Augenfarbe?

Heutzutage ist bekannt, dass die Augenfarbe polygen vererbt wird. Mehrere Gene und deren Genvarianten sind an der Färbung beteiligt – um welche Gene und Varianten es sich dabei handelt, ist jedoch nicht abschließend geklärt.

Was man weiß: Jeder Mensch trägt Gene für zwei Augenfarben in sich. Bei der Weitervererbung wird von jeweils einem Elternteil ein Gen vererbt. Dabei muss es sich jedoch nicht immer um den Phänotyp, also die sichtbare Augenfarbe des Elternteils handeln. Allgemein lässt sich sagen, dass einige Augenfarben stärker dominieren als andere. Daran lassen sich zumindest Wahrscheinlichkeiten für die Augenfarbe errechnen. Hier die Reihenfolge mit abnehmender Dominanz:

  1. Braune Augen
  2. Grüne Augen
  3. Blaue Augen
  4. Graue Augen

Störungen der Melaninproduktion

Es gibt einige angeborene Erkrankungen, die die Melaninbildung im Körper beeinträchtigen und daher die Augenfarbe beeinflussen.

Albinismus

Durch Albinismus kommt es zu einer Störung der Melaninproduktion. Die farbgebende Substanz kann in Haut, Haaren oder in der Iris fehlen. Ist die Iris betroffen, so kommt es zu sehr hellen Augenfarben. Bei Lichteinstrahlung kann ein rötlicher Schimmer entstehen. Dass die Iris vollständig rot wird – wie man es von einigen Tierarten kennt – ist bei Menschen nicht der Fall.

Iris-Heterochromie

Eine sehr seltene Störung der Produktion von Melanin ist die Iris-Heterochromie. Dabei kann es zu zwei unterschiedlich gefärbten Augen kommen, wenn eines der beiden Augen eine Störung der Melaninbildung aufweist. Dadurch entstehen verschiedenfarbige Augen. Neben der vollständigen Heterochromie gibt es auch die sogenannte partielle Heterochromie, bei der ein Auge allein in verschiedene Farben gespalten ist. Eine weitere Variante ist die zentrale Heterochromie, bei der die Iris konzentrisch zwei oder mehr Farbringe aufweist.

Verändert sich die Augenfarbe im Laufe des Lebens?

Neugeborene haben sehr häufig blaue Augen. Das liegt daran, dass im Mutterleib noch kein Melanin eingelagert wurde. Die Augenfarbe entwickelt sich in den ersten Monaten und Jahren. Meist ist die endgültige Augenfarbe nach spätestens zwei Jahren zu sehen.

Veränderungen der Augenfarbe im Alter

Kommt es im Alter zu Veränderungen der Augenfarbe, so kann dies verschiedene Ursachen haben:

  • Hormonschwankungen
  • Biochemische Vorgänge
  • Krankheiten

Insbesondere bei plötzlichen Farbänderungen sollten Sie einen Spezialisten aufsuchen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.

Entstehung der Augenfarbe – häufige Fragen & Antworten

Warum haben Menschen in nördlicheren Ländern häufiger blaue Augen?

Weltweit haben nur ca. acht Prozent der Menschen blaue Augen. In Finnland liegt der prozentuale Anteil von Menschen mit blauen Augen bei rund 90%. Melanin wirkt als UV-Schutz. Aufgrund der niedrigen UV-Strahlung wird vermutet, dass Menschen im Norden eine geringere Melanineinlagerung entwickeln. In südlicheren Gegenden weisen Menschen aufgrund der hohen Einstrahlung hingegen eine hohen Melaningehalt auf, welcher letztlich vor der Sonne schützt.

Haben alle Neugeborenen blaue Augen?

Viele Neugeborene haben aufgrund der mangelnden Melaninbildung im Mutterleib bei der Geburt blaue Augen. Die Augenfarbe entwickelt sich erst in den folgenden Monaten, wenn Melanin produziert wird. Haben die Eltern eine dunklere Haut- und Augenfarbe, so beginnt die Melaninproduktion unter Umständen auch beim Baby bereits im Mutterleib. Dadurch kann das Neugeborene mit anderen Augenfarben zur Welt kommen.

Warum ändert sich die Augenfarbe im Alter?

Ändert sich die Augenfarbe im Alter, so kann das an biochemischen Vorgängen oder hormonell bedingt passieren. Jedoch können auch Erkrankungen, wie z.B. Entzündungen des Sehnervs, das Horner-Syndrom oder ein Glaukom (Grüner Star) zu einer Farbänderung führen, weshalb Sie in diesem Fall einen Spezialisten zu Rate ziehen sollten.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Augenlaser-Chirurgen. Er leitet die Praxis in Wien und kann seine Patienten in fünf Sprachen beraten.

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