Myopie – Was ist Kurzsichtigkeit?  

Autor: Dr. Victor Derhartunian 12 April 2024

Myopie wird von vielen Menschen im Volksmund auch Kurzsichtigkeit genannt. Dabei handelt es sich um eine Form der Fehlsichtigkeit, bei der entfernte Gegenstände unscharf wahrgenommen werden. In diesem Artikel erfahren Sie mehr rund um das Thema Myopie – wie man sie erkennt, diagnostiziert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Symptome der Myopie

Bei der Kurzsichtigkeit sehen Betroffene Gegenstände in der Nähe scharf. Die verschwommene Sicht beschränkt sich lediglich auf die Ferne. Häufig sind die ersten Anzeichen für eine Myopie eine schlechtere Fernsicht in der Nacht oder regelmäßige Kopfschmerzen. Kurzsichtige Menschen bemerken oft, dass das Sehen in der Ferne immer schwieriger wird. Zahlen auf Tafeln, Buchstaben auf Wänden oder Schildern und Gegenstände in der Ferne werden immer schlechter wahrgenommen. Betroffene neigen dazu, Ihre Augenlider zusammenzukneifen, um schärfer sehen zu können – dadurch verkleinert sich die Pupille und die Tiefenschärfe wird verbessert.

Ein weiteres Anzeichen für eine zunehmende Kurzsichtigkeit kann sein, dass das Lesen oder Arbeiten am Bildschirm über längere Zeit problemlos möglich ist, während beim Blick in die Ferne alles verschwommen erscheint. Besonders im Straßenverkehr oder beim Autofahren kann dies ohne eine geeignete Sehhilfe, wie eine Brille oder Kontaktlinsen, zu erheblichen Einschränkungen führen. Je früher eine Kurzsichtigkeit bei Kindern diagnostiziert wird, desto größer ist daher die Chance, ihr Fortschreiten zu verlangsamen und einer starken Myopie im späteren Leben vorzubeugen. 

Ist Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit gleichzeitig möglich?

Bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist hingegen die Sicht im Nahbereich eingeschränkt. Es ist sogar möglich, dass Kurz- und Weitsichtigkeit gleichzeitig auftreten. So kann etwa ein Auge von Myopie betroffen sein, während das andere Auge von Hyperopie betroffen ist. Im Alter kann zusätzlich zu der Kurzsichtigkeit außerdem die altersbedingte Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) auftreten. Anders als häufig vermutet wird, hebt die Altersweitsichtigkeit die Kurzsichtigkeit nicht auf, da die Fehlsichtigkeiten jeweils andere Bereiche betreffen und unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen.

Risikofaktoren für Myopie

Einige Erkrankungen können eine Kurzsichtigkeit begünstigen:

  • Diabetes mellitus
  • Grauer Star
  • Marfan-Syndrom
  • Down-Syndrom

Wenn Sie von einer dieser Erkrankungen betroffen sind oder Myopie in Ihrer Familie gehäuft auftritt, sollten Sie bei Symptomen der Kurzsichtigkeit einen Augenarzt aufsuchen. Neben den genannten Krankheiten kann auch ein Unfall dafür sorgen, dass Linsenfasern beschädigt werden und dadurch eine Myopie entsteht.

Ursachen der Myopie

Normalerweise befindet sich der Brennpunkt genau auf der Netzhaut – dadurch entsteht ein scharfes Bild. Bei Betroffenen mit Myopie hingegen befindet sich der Brennpunkt vor der Netzhaut. Die Lichtstrahlen werden zu früh gebündelt und streuen auf die Netzhaut, wodurch eine unscharfe Sicht entsteht. Man unterscheidet im Wesentlichen zwei verschiedene Ursachen der Myopie: genetische Faktoren und Umweltfaktoren, insbesondere viel Naharbeit, wie intensives Lesen oder Arbeiten am Bildschirm.

Achsenmyopie

Die Achsenmyopie stellt die häufigste Ursache der Myopie dar. Hierbei liegt der Brennpunkt vor der Netzhaut. Der Grund dafür ist ein zu langer Augapfel. Die Achsenmyopie wird rezessiv vererbt, kann aber auch durch eine Frühgeburt begünstigt werden. Eine besonders stark ausgeprägte Achsenmyopie wird auch als pathologische Myopie bezeichnet.

Brechungs- oder Refraktionsmyopie

Seltener kommt die Brechungs- oder Refraktionsmyopie vor. Dabei entsteht eine zu hohe Brechkraft. Dies kann durch die Augenlinse entstehen, wenn die Linse durch einen Katarakt getrübt ist. Weiterhin kann die Brechkraft aufgrund der Hornhaut durch eine Hornhautverkrümmung (z.B. Keratokonus) erhöht sein. Der Augapfel ist bei der Brechungsmyopie normal ausgeprägt.

Tritt die Brechungs- oder Refraktionsmyopie nur kurzzeitig auf, so spricht man von einer transitorischen Myopie. Es handelt sich um eine temporäre Sehstörung, welche durch eine Überlastung des Auges oder äußere Faktoren, wie etwa Medikamente oder Drogenkonsum, hervorgerufen werden kann.

Äußere Einflüsse

Neben der Vererbung können weitere alltägliche Einflüsse eine Kurzsichtigkeit begünstigen. Dazu gehört insbesondere eine übermäßige Arbeit im nahen Sichtfeld: 

  • Bücher lesen
  • Bildschirmarbeit
  • Verwendung von Smartphones

All das sind Tätigkeiten, bei denen sich das Auge ausschließlich auf den Nahbereich fokussiert und wodurch eine Anpassung des Gehirns an den Nahbereich stattfinden kann. Die Anpassung des Gehirns kann schließlich zu einer Myopie führen.

Ausprägungen und Formen der Kurzsichtigkeit

Die Myopie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Es gibt drei Formen der Myopie:

  • Einfache Myopie (Myopia Simplex, Schulmyopie): Die einfache Myopie ist mit bis zu 6 Dioptrien noch moderat ausgeprägt. Sie bereitet häufig ab dem 10. Lebensjahr Probleme, schreitet ab dem 20. Lebensjahr in der Regel nicht mehr voran.
  • Benigne progressive Myopie: Diese Art der Kurzsichtigkeit nimmt in der Regel bis zum 30. Lebensjahr zu und kann einen Wert von bis zu 12 Dioptrien erreichen. Sie gilt als fortschreitend, bleibt aber meist stabil.
  • Degenerative Myopie (Maligne Myopie, Myopia Maligna): Wenn die Kurzsichtigkeit über 12 Dioptrien hinaus zunimmt, spricht man von degenerativer Myopie. Diese Form zeichnet sich durch besonders hohe Dioptrienwerte aus und kann das Risiko für schwerwiegende Augenkrankheiten wie den Grauen Star oder den Grünen Star erhöhen.

 Die hohe Myopie ist eine spezielle Form der Myopie, die mit einer großen Länge des Augapfels  verbunden ist und das Risiko für Augenkrankheiten erheblich steigert.

Folgen von Myopie

Kurzsichtigkeit kann zu Folgeproblemen führen. Dies betrifft insbesondere Patienten mit einer degenerativen Myopie. Mögliche Folgeprobleme sind:

  • Überdehnung der Augapfelwand
  • Erhöhtes Risiko für Schädigungen der Ader- oder Netzhaut
  • Gefahr einer Netzhautablösung

Insbesondere das erhöhte Risiko für eine Netzhautablösung sollte nicht unterschätzt werden, da diese zur Erblindung führen kann. Daher ist es Betroffenen zu empfehlen, Ihre Netzhaut regelmäßig untersuchen zu lassen und bei Symptomen (Lichtblitze, eingeschränktes Sichtfeld, Rußregen im Auge) einer Netzhautablösung unverzüglich einen Augenarzt aufzusuchen. Eine Netzhautablösung stellt stets einen augenärztlichen Notfall dar.

Kurzsichtigkeit bei Kindern

Kurzsichtigkeit (Myopie) bezeichnet eine Fehlsichtigkeit, bei der weit entfernte Objekte unscharf erscheinen. Bei Kindern im Alter von 6 bis 8 Jahren kann sich eine Zunahme der Kurzsichtigkeit entwickeln, die oft im frühen Kindesalter auftritt und im Verlauf des Lebens fortschreiten kann. Besonders kurzsichtige Kinder haben ein höheres Risiko, dass die Kurzsichtigkeit in ihrer Jugend weiter zunimmt. Eine starke Myopie oder hohe Myopie tritt häufig aufgrund eines langen Augapfels auf, was das Risiko für schwerwiegende Augenkrankheiten wie den Grünen Star oder den Grauen Star erhöhen kann.

Um das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen, können bei kindern spezifische Maßnahmen ergriffen werden. Akkommodation spielt eine Rolle bei der Sehschärfe in der Nähe, aber beim Blick in die Ferne haben viele kurzsichtige Kinder Schwierigkeiten. Eine regelmäßige Augenuntersuchung und der Einsatz von Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen sind entscheidend. Zudem haben sich Augentropfen mit Atropin als wirksam erwiesen, um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bei Kindern zu verlangsamen.

Diagnose der Kurzsichtigkeit: Wie sie erkannt wird

Nach einer umfassenden Anamnese werden zur Diagnose der Myopie verschiedene Augenuntersuchungen durchgeführt. Am wichtigsten ist die Refraktionsbestimmung. Im Rahmen der Refraktionsbestimmung wird ein Korrekturwert ermittelt, der notwendig ist, um eine Fehlsichtigkeit auszugleichen. Dabei wird zwischen der objektiven und der subjektiven Refraktionsbestimmung unterschieden. 

Bei der objektiven Refraktionsbestimmung wird die Brechkraft des Auges automatisiert durch ein Refraktometer bestimmt. Bei der subjektiven Refraktionsbestimmung wird ein Sehtest durchgeführt. Dabei werden dem Patienten verschiedene Korrekturgläser aufgesetzt, während er Buchstaben und Zahlen erkennen und beschreiben muss. 

Möglichkeiten zur Korrektur der Kurzsichtigkeit

Bei einer Myopie handelt es sich um eine strukturelle Veränderung des Auges. Daher ist ein Wegtrainieren der Kurzsichtigkeit nicht möglich. Es gibt jedoch zwei Möglichkeiten, die Sehschwäche zu korrigieren: Sehhilfen und Augenlasern.

Sehhilfen (Brillen oder Kontaktlinsen) bei Myopie

Die Myopie kann durch ein Brillenglas mit Hilfe von negativer Brechkraft ausgeglichen werden. Dazu werden Konkavgläser verwendet, welche um den notwendigen Korrekturwert nach innen gewölbt sind und die Lichtstrahlen derart umlenken, dass der Brennpunkt wieder auf die Netzhaut des Auges gerichtet wird. So entsteht eine scharfe Sicht.

Daneben können auch Kontaktlinsen verwendet werden. Diese eignen sich sowohl für schwache als auch für starke Kurzsichtigkeit. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass Kontaktlinsen bei einer zu langen Tragezeit zu Schäden an der Hornhaut führen können und eine Infektionsquelle darstellen können. Daher ist ein sorgsamer Gebrauch ratsam.

Augenlasern bei Kurzsichtigkeit

Durch die refraktive Chirurgie ergeben sich zudem viele Möglichkeiten, die Myopie durch einen Eingriff zu korrigieren. Es stehen verschiedene Arten von Behandlungen zur Auswahl:

Welcher Eingriff bei Ihnen am erfolgversprechendsten ist, sollten Sie mit Ihrem Augenarzt besprechen. Der Vorteil eines chirurgischen Eingriffs ist, dass Sie in der Regel nicht mehr auf Sehhilfen angewiesen sind und stattdessen Ihr Leben mit einer neuen und scharfen Sicht genießen können. Zudem weist insbesondere das Augenlasern eine sehr niedrige Komplikationsrate und eine hohe Erfolgsquote auf..

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Augenlaser-Chirurgen. Er leitet die Praxis in Wien und kann seine Patienten in fünf Sprachen beraten.

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